Konflikte belasten Gesundheit
Unterdrückte Konflikte führten den Ergebnissen des Institute for Social Research an der Universität of Michigan zufolge zum Anstieg des Stresshormons Cortisol. Schwelender, nicht ausgesprochener Ärger ist – egal ob im Beruf oder in privaten Beziehungen – belastend für die Gesundheit.
Konflikte sind nicht besonders beliebt. Der eine oder andere geht ihnen lieber aus dem Weg. Das ist verständlich, da das besondere Kennzeichen von Konflikten ist, dass Emotionen die Oberhand in der Situation haben, und diese können durchaus unberechenbar sein. Konflikte besitzen Energie, die wir lernen müssen zu steuern. Auf jeden Fall ist nachvollziehbar, dass die wenigsten Menschen sich gerne in Konfliktsituationen befinden.
In der Regel werden Konflikte jedoch schlimmer, wenn wir sie wegschieben. Und wir tun uns selbst einen Gefallen, uns aktiv mit ihnen auseinanderzusetzen, wenn wir gesund bleiben wollen. Ein aktiver Umgang mit den Konflikten ist Gesundheitsförderung, und ob wir wollen oder nicht, Konflikte sind ein Bestandteil des Lebens.
In der Arbeitswissenschaft werden Belastungsfaktoren beschrieben, die zu Fehlbelastungen durch die Arbeit führen können und als psychische Belastungen bezeichnet werden. Konflikte mit Vorgesetzten bzw. Kolleginnen und Kollegen sind einer dieser Belastungsfaktoren. In der vom Arbeitsschutzgesetz vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist deshalb zu erfassen, ob es am Arbeitsplatz ungeklärte Konflikte gibt bzw. wie der Umgang mit Konflikten aussieht.
Das, was Konflikte gefährlich macht, ist die Dynamik. Konflikte fangen harmlos an, sie weisen auf Unterschiede in Interessen und Bedürfnissen hin. Die sogenannten heißen Konflikte sind spür- und sichtbar und werden deshalb direkter bearbeitet als die kalten Konflikte. Kalte Konflikte sind in der Regel erkaltete heiße Konflikte. Sie kennzeichnen sich durch subtile Vorgehensweisen und Unausgesprochenenes. Sie sind schwer zu greifen und anzugehen. Es sind meistens die kalten Konflikte, die gesundheitliche Folgen mit sich bringen und häufig braucht es bei körperlichen Beschwerden gute Nachfragen von Ärztinnen und Ärzten, um den kalten Konflikt auf die Spur zu kommen und als Ursache einer Erkrankung zu erkennen. Der Zusammenhang von Gesundheit und Konflikten wird gut über die Redewendungen aus dem Volksmund illutriert: „Das schlägt mir auf den Magen", „Da kommt mir die Galle hoch", „Ich habe die Nase voll", „Das geht mir an die Nieren" etc.
In allen Ausdrücken steckt wahrscheinlich eine ungeklärte Situation dahinter, die unangenehme Gefühle auslöst und so belastet, dass es sich auch körperlich niederschlägt. Insbesondere wenn wir Konflikte wegschieben, geschieht es, dass der Körper wichtige Hinweise bis Warnsignale gibt, die uns zeigen, dass wir etwas klären müssen.
Spätestens diese Signale sollten ernst genommen werden. Es sollte überlegt werden, welche Themen geklärt, welche Probleme bewältigt werden sollten – im Inneren oder im Äußeren.
Die Redewendungen verweisen darauf, dass betriebliche Konflikte schnell auch das Privatleben beeinträchtigen. Schmerzen, Unwohlsein, Schlaflosigkeit u.a. sind belastend und können weitere Probleme im Privatleben mit sich bringen.
Am besten hilft es, präventiv zu handeln und heiße wie kalte Konflikte nicht entstehen zu lassen: Wenn wir uns regelmäßig über unsere Sichtweisen und Erwartungen an die Zusammenarbeit austauschen, vermeiden wir, dass sich die Unterschiede in größere Spannungen oder Konflikte entwickeln.
Hilfreich ist dabei zu akzeptieren, dass wir unterschiedlich sind: Die einen haben morgens bereits Lust auf Kontakt und Austausch, andere sind morgens lieber alleine etc. Arbeitsstile, Arbeitsorganisation unterscheiden sich ebenso wie die Bedürfnisse nach Nähe, Distanz, Struktur oder Freiheit etc. Wenn wir unterschiedliche Sichtweisen und Interessen haben, geht es darum, die Unterschiede anzuerkennen und gemeinsame Ansätze und Verabredungen zu entwicklen, wie damit im Arbeitsalltag umgegangen werden soll.
Spannungen und Konflikte gilt es wahrzunehmen, wenn wir gesund bleiben und unsere Arbeit gerne ausführen wollen. Konkret bedeutet das zu überlegen, worum es in dem Konflikt bzw. der angespannten Situation eigentlich geht. Was steckt dahinter? Zu erkennen, was mein Bedürfnis ist und welche Interessen in dem Konflikt stecken, ist ein wesentlicher Teil von Konfliktklärung. Anschließend entwickelt jeder für sich oder im Gespräch mit anderen Strategien, die Situation aktiv zu klären und zu gestalten.
Das frühzeitige Ansprechen von kleinen Störungen kann eingeübt werden und damit schwere belastende Konflikte vermieden werden.
Gesundheitsförderung durch Miteinander reden!
Vertiefende Informationen
Ergo-online-Artikel "Was macht Menschen krank?"
Artikel: "Stress durch betriebliche Konflikte"